Reformationstag in Deutschland

2019

Der 31. Oktober ist in Deutschland Reformationstag. Er markiert den Beginn der Reformation durch die 95 Thesen, die Martin Luther vor 502 Jahren an die Pforte der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen haben soll. (Tatsächlich tat er dies nicht, sondern schickte sie an die katholische Kirche, auf dass der Papst darüber entscheide.) Luther prangerte in diesen Thesen vor allem die damalig vorherrschende Idee der Kirche an, dass Sünden durch Geldzahlungen vergeben werden könnten (Ablasshandel). Er stellte hingegen das Opfer Jesu durch die Kreuzigung und die Evangelien in den Mittelpunkt seines Glaubens.
Martin Luther arbeitete 1517 als Theologie-Professor an der Universität Wittenberg. Mit seinen 95 Thesen machte er seine tiefe Unzufriedenheit mit den Bräuchen und Regeln der katholischen Kirche (neben dem Ablasshandel betraf dies besonders das Eheverbot für Priester sowie die Allmacht des Papstes) erstmals öffentlich. Luthers Ansichten verbreiteten sich rasant, weshalb Rom im Jahr 1518 den Ketzerei-Prozess gegen ihn eröffnete. Er versteckte sich 1521 für ein Jahr auf der Wartburg bei Eisenach, wo er das neue Testament in kürzester Zeit vom Griechischen ins Deutsche übersetzte, auf dass jeder die Inhalte der Bibel verstehen könne. Da seine Anhänger immer zahlreicher wurden und der sächsische Kurfürst ihn protegierte, war es der katholischen Kirche schließlich nicht mehr möglich, ihm habhaft zu werden. 1534 erschien die gesamte Bibel erstmals in deutscher Übersetzung. Die Theologie Luthers entwickelte sich zur Grundlage einer reformatorischen Massenbewegung. 1555 wurden die Lutheraner durch den Augsburger Religionsfrieden den katholischen Obrigkeiten gleichgestellt. Dies ebnete den Boden für die legale Existenz unterschiedlicher Konfessionen in einem politischen System. Die Abgrenzung konfessionell geprägter Territorien führte im Folgenden immer wieder zu Konfessions- und Glaubenskriegen, die erst durch den Westfälischen Frieden im Jahr 1648 beendet wurden.
Im 17. Jahrhundert wurde der Tag vor Allerheiligen zum festen Reformationstag ernannt, nachdem der Termin zuvor lange Zeit variiert hatte.
Seit der Wiedervereinigung Deutschlands ist der 31. Oktober Feiertag in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Anlässlich der 500-Jahrfeier im Jahr 2017 war der Reformationstag einmalig gesetzlicher Feiertag in ganz Deutschland. Und um einen Ausgleich zu den überzähligen katholischen Feiertagen in den evangelisch geprägten Bundesländern zu schaffen, sind seit 2018 auch Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein dabei. Lediglich in Hessen und Berlin wird weder der Reformationstag noch Allerheiligen gefeiert.